Die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg.

1921 beginnen die schriftlichen Aufzeichnungen Oberlehrer Magers, der seit 1919 Schriftführer und stellvertretender Vertrauensmann der Ortsgruppe war.

Während des Krieges fanden kaum Versammlungen statt, es wurden auch keine Wanderungen durchgeführt. Die acht im Felde stehenden Albvereinsmitglieder, Zimmermeister Bernhard Brunnhuber, Forstwart Wilhelm Braun, Kaufmann Karl Gold, Hirschwirt Georg Nagel, Forstwart Franz Schweizer, Grubwirt Franz Weber, Zimmermann Richard Kaufmann und Fabrikant Albert Leitz waren alle aus dem Kriege zurückgekehrt, der Albverein hatte gottlob keinen Gefallenen zu beklagen.

In die Albvereinsortsgruppe kam nun neues Leben, die Zahl der Mitglieder war auf 75 angewachsen!

Anstelle von Schultheiß Frank, der 1921 »wegen zu großer dienstlicher Inanspruchnahme« zurücktrat, wurde der Fabrikant Fritz Leitz zum Vertrauensmann gewählt, als Schriftführer und gesanglicher Leiter fungierte weiterhin Oberlehrer Mager.

Höhepunkt des Jahres 1921 war die Gauwanderung auf den Volkmarsberg, die am 12. Juni viele Mitglieder benachbarter Ortsgruppen auf den Volkmarsberg führte. »Unter Begleitung gefälliger Weisen führten sechs Damen und zwei Herren der Ortsgruppe unter Leitung von Frau Martha Leitz ein anmutiges Waldfeenspiel in duftigen Schleiern und reizenden Kostümen auf«. Es war ein gelungenes Fest. Durch den Verkauf von Liebesgaben konnten - wie Mager berichtete - »die hübsche Summe von 2000.- M dem Grundstock für den Turmbau einverleibt werden«. Der Krieg hatte natürlich alle Pläne für den Turmneubau gebremst. Nun mußte die Finanzierung erneut geplant werden. Ein entsprechender Vorstoß wurde noch bei der Herbstversammlung des Hauptvereins, die in Heidenheim stattfand, unternommen.

Am 11. Februar 1922 wurde im »Hirsch« der wohl erste Familienabend abgehalten.

»Die musikalischen Kräfte der Ortsgruppe boten ein hübsch zusammengestelltes Programm mit reicher Abwechslung. Vierhändige Klavierstücke von Frau Forstmeister Martin, den Oberlehrern Wörner und Mager, Violinenstück von Herrn Hauptlehrer Rohleder aus Baldern und Herrn Fleury, Gesangssolo von Frau Forstmeister, Lieder zur Laute von Fräulein Weinberg, Buchhalterin bei Herrn Emil Leitz, glänzend vorgetragen; ferner Couplet von H. Wilhelm Bäuerle und Paul Wingert, Glasermeister. Umrahmt war die Unterhaltung durch die schwungvoll vorgetragenen Männerquartetts: »Schwabenland« von Waller und »Wohlauf in Gottes weite Welt« von Arnold. Riesigen Spaß machte die Vorführung der Scene: »Ein Blick ins Jenseits«, gegeben zugunsten des Turmfonds für den Volkmarsberg. Mit einem Tänzchen fand die schöne Feier ihren Abschluß«.

Der Familienabend wurde nun ein fester Bestandteil des jährlichen Veranstaltungskalenders, auch wenn er im darauffolgenden Jahr den »schlechten Zeit- und Geldverhältnissen« zum Opfer fiel.

Die Wanderungen der Ortsgruppe (die Wanderpläne sahen im allgemeinen drei Halbtagswanderungen und drei Tagestouren vor) mit der anschließenden Einkehr entsprachen wohl ganz den Bedürfnissen der damaligen Zeit nach Naturerlebnissen und Geselligkeit; oft wurden bei den Wanderungen 60 und mehr Teilnehmer gezählt!

Ende 1923 schlossen sich die jüngeren Mitglieder der Ortsgruppe zu einer Schneeschuh-Abteilung zusammen, nachdem Postinspektor Mahler einen Schikurs abgehalten hatte, an dem sich 25 »Fahrer« beteiligten. Die Schneeschuh-Abteilung bekam den vom Vertrauensmann Fritz Leitz auf dem Volkmarsberg errichteten Sprunghügel geschenkt, ihr Vorstand wurde der Buchhalter Hans Maier.

Joseph Mahler (5153 Byte)
Joseph Mahler

Die Inflation hatte inzwischen die Ortsgruppenkasse völlig entwertet, wieder mußte der nun schon so lange geplante Turmbau auf dem Volkmarsberg auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Dringend erforderlich wurde jedoch der Bau eines Unterkunftshauses auf dem Volkmarsberg, das die 1921 anläßlich der Gauwanderung provisorisch erstellte primitive Schutzhütte ersetzen sollte. Am 16. Februar 1924 beschloß die Ortsgruppe den Hüttenbau, zu dem auch der Nordostgau einen Beitrag zu leisten versprach. Bereits im Mai begann Zimmermeister Bernhard Brunnhuber mit dem Bau der Hütte, die zunächst auf seinem Zimmerplatz aufgestellt und Ende Juli auf den Berg gebracht wurde. Als Vorbild für das 9,5 m lange und 6 m breite Schutzhaus mit überdachtem Vorplatz diente die Sühhütte bei Wolfegg.

Am 3. Oktober 1924 wurde die Schutzhütte unter reger Beteiligung auch benachbarter Ortsgruppen eingeweiht. Zur Freude und Überraschung der Älbler erschienen auch die Vorstandsmitglieder des Schwäbischen Albvereins Nägele und Ströhmfeld zu der Feier, die von der Stadtkapelle Aalen, dem Sängerbund Oberkochen und Vorführungen des Turnvereins Oberkochen umrahmt wurde. Den Bauplatz für die Hütte hatte der Oberkochener Gemeinderat kostenlos zur Verfügung gestellt, Materialspenden der Gemeinde, der Forstverwaltung, Spenden und unentgeltliche Arbeitsleistungen vieler Oberkochener Handwerker und Albvereinsmitglieder hatten schließlich in schwierigen Zeiten den Bau ermöglicht, zu dem - wie es hieß - Vertrauensmann Fritz Leitz wohl das meiste geleistet und gespendet hat. Die Hütte sollte jeden Sonntag geöffnet sein; um auch den Besuch an Werktagen zu ermöglichen, erhielt jede Gruppe des Nordostgaues, außerdem die Ortsgruppen Königsbronn und Heidenheim, einen Schlüssel.

Volkmarsberghütte 1924 (14359 Byte)       Hütteneinweihung (9951 Byte)
Die Volkmarsberghütte 1924       Der Turnverein bei der Hütteneinweihung

Die Hütte war nicht bewirtschaftet; später - wohl 1931 - wurde dem Händler Emil Kopp gegen eine jährliche Abgabe von 300.- Mark an die Gemeindepflege (ein Drittel dieses Betrages erhielt die Ortsgruppe) das Alleinverkaufsrecht auf die Dauer von 10 Jahren eingeräumt. Er erhielt das Recht, eine Hütte als Schankstätte und darunter einen Keller einzurichten.

Nun schon zum dritten Mal begann die Oberkochener Ortsgruppe einen Fond für den seit 1911 geplanten Bau es Volkmarsbergturmes zu sammeln. Die bisherigen Planungen und Sammlungen waren - wie wir wissen - dem Krieg und der Inflation zum Opfer gefallen. Endlich, im August 1929 konnte der Bau begonnen werden, und am 25. Mai 1930 wurde der Turm seiner Bestimmung übergeben.

Bei herrlichem Frühlingswetter hatten sich etwa 4000 Wanderer auf dem Berg eingefunden, unter ihnen Wirtschaftsminister Dr. Maier von der württ. Staatsregierung, die Vorstandsmitglieder des Schwäbischen Albvereins Professor Nägele aus Tübingen und Oberrechnungsrat Ströhmfeld aus Stuttgart, der langjährige Vorsitzende des Nordostgaues Sanitätsrat Dr. Keller aus Heubach und natürlich auch mit Landrat Gutekunst und Schultheiß Frank die lokale Prominenz. Die Oberkochener Musikkapelle und der Gesangverein »Sängerbund« umrahmten den Weiheakt, bei dem 14 Redner(!) das Wort ergriffen. Vertrauensmann Fritz Leitz, der sich ganz besonders um den Turmbau verdient gemacht hatte, wurde durch Überreichung des Albvereins-Ehrenschildes geehrt. »Mögen über dem Turm« - wie einer der Redner sagte »drei Sterne walten: Glaube an die Kraft und Zukunft unseres Volkes, die Liebe zur Heimat und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.«

Besichtigung der Wachholderheide 1925 (35903 Byte)
Besichtigung der Wachholderheide auf dem Volkmarsberg (1925).
v.l. Lehrer Wörner, Julius Schaupp, Schultheiß Frank, Adolf Fischer, Peter Balle, Betzler, Severin Gold,
Paul Wingert, Karl Gold, Michael Hug, Josef Fischer (Herrgottshäfner), Lehrer Mager, Mahler
sitzend: Richard Bäuerle, Lehrer Günther, Forstmeister Martin, Oberpostinspektor Mahler

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